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How do you punish the double fianchetto

@Sarg0n said in #19:
> 4 times / year I write something for them. Here'the latest (diagrams removed)
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> Die Réti-Eröffnung
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> Der österreichisch-ungarische Schachspieler Richard Réti (1889-1929) hat sich in der Schachwelt auf zweierlei Arten verewigt. Einerseits durch seine praktischen Endspielstudien - allem voran das berühmte Königsmanöver, welches nach ihm benannt wurde - und andererseits durch seine "hypermoderne" Behandlung der Eröffnung durch den Anziehenden. Das Revolutionäre daran war, die Zentrumsbauern zunächst zurückzuhalten, die Läufer zu fianchettieren und später erst das gegnerische Zentrum zu sprengen oder final selbst nachhaltig zu besetzen. "Schlechte" weiße Figuren gibt es dabei kaum. Dieses sehr flexible Eröffnungssystem, meist beginnend mit Sf3 und c4 nebst g3/Lg2 und b3/Lb2 trägt auch seinen Namen. Mit Weiß war er damit mit der Weltspitze auf Augenhöhe, mit Schwarz gab es dagegen leider kein Pendant, beides konnte man u.a. in dem stark besetzten Turnier in New York 1924 beobachten.
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> Schach ist kein Spiel der Kooperation, der Gegner wird immer versuchen, das Spiel diametral entgegengesetzt zu den eigenen Ideen aufzuziehen. Das bedeutet, dass alles, was man exponiert in die Landschaft stellt, dem Gegner als Angriffsmarke oder Hebel dienen kann. Spiele ich solche schwächenden Züge wie das Holländische ... f7-f5, wird der Gegner genau dort ansetzen, das sagt uns Captain Obvious. Allerdings sollte einem auch bewusst sein, dass dies universell gilt, also auch für aktive und gesunde Züge. In der Caro-Kann-Vorstoßvariante kann der gewünschte "proaktive" Läuferzug 3. ... Lf5 sofort ein Target für den Gegner markieren und Weiß kann versuchen, genau dies auszunutzen. Die Problematik ist also vielschichtig; nur weil man die Freiheit hat, etwas sofort auszuführen, wird es noch lange kein Selbstläufer, es kann sich auch als eine Schwäche entpuppen. Daher, warten ist also durchaus auch eine Option. Und Réti postulierte dies sogar für Zentrumsbauern: 1. d4 schwächt beispielsweise das Feld e4 und nach 1. ... d5 ist das wünschenswerte e2-e4 nicht mehr so leicht durchzusetzen. Weiterhin muss sich Weiß nach z.B. ... c5 erklären, wie er weiterspielen will mit seinem Stein auf d4, der ja im Visier ist.
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> Zurück also zur Réti-Eröffnung, startend mit 1. Sf3. In vielen Fällen ist die Idee dahinter auch gar nicht so exotisch. Es wird oft versucht, ein geschlossenes Spiel im Stile von Englisch oder Katalanisch mittels d4+c4 aufzuziehen, ohne mit scharfen Verteidigungen wie Ben-Oni, Benkö- oder Budapester Gambit belästigt zu werden. Es steht zunächst kein potenzielles Ziel auf d4, dieser Bauer kommt erst später ins Spiel. Auch Holländisch ist ohne weißes d4 bei weitem unproblematischer, denn e4 ist nicht geschwächt (d2-d3! als Antidot). Auch Kleinigkeiten wie Damenindisch mit ... La6 ist praktisch verhindert, lediglich das etwas passivere ... Lb7 ist möglich. Der Gegner soll also mit der Zugfolge ausgetrickst werden, "ge-move-ordered" wie man heutzutage sagt. Viele Weltmeister hatten die Réti-Eröffnung in ihrem Repertoire, auch Kramnik gilt als prominenter Verfechter.
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> Mit dieser Partie beendete Réti himself Weltmeister Capablancas 8 Jahre andauernde Strähne ohne Niederlage. Das erweiterte Fianchetto 3. b4!? ist auch heute noch eine gute Option, oft hat man einige Tempi mehr gegenüber einer vergleichbaren Stellung in der Englischen Eröffnung.
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> Réti, Richard - Capablanca, Jose Raul
> New York (5), 22.03.1924
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> 1.f3 f6 2.c4 g6 3.b4!? g7 4.b2 0–0 5.g3 b6 6.g2 b7 Das Gegen-Doppelfianchetto ist keine schlechte Erwiderung.
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> 7.0–0 d6 8.d3 bd7 9.bd2 e5 10.c2 Alles ganz ruhig.
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> 10.e5?? g2 11.d7 f1 12.f8 (12.f6 f6 13.f6 f6–+) 12...h3–+
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> 10...e8 11.fd1 a5 12.a3 h6 13.f1 c5 14.b5?! 14.e5! Hier scheint es dagegen zu gehen. 14...g2 15.d7 d7 16.g2 ab4 17.ab4 a1 18.a1 cb4 19.b1
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> 14...f8 15.e3 c7 16.d4? Vielleicht zur falschen Zeit!?
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> 16...e4 17.c3 ed4 18.ed4 6d7?! 18...e6! 19.dc5 (19.c1 ac8) 19...dc5 und Schwarz steht gut.
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> 19.d2 cd4 20.d4 c4 21.g7 g7 22.b2! Typisch, die Dame wird oft der Ersatz-Fianchettoläufer.
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> 22...g8 23.d6 c5 24.ad1 a7 25.e3 h5 26.d4 g2 27.g2 e5 28.c4+– Weiß hat die viel bessere Koordination.
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> 28...c5 29.c6 c7 30.e3 e5 31.1d5
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> 31.1d5 c4 32.c5 b2 33.c2 a4 34.d5+– Et rien ne va plus.
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> 1–0
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> Eine Kurzpartie von mir zu diesem Thema aus der Liga.
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> Müller, Markus (2128) - Ripsam, Reinhard (1944)
> 1. Pfalzliga 19/20 Mutterstadt (7.3), 19.01.2020
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> 1.f3 f6 2.c4 g6 3.b4 g7 4.b2 0–0 5.g3 a5 6.b5 c6 7.g2 d6 8.0–0 e6 9.d3 cb5 10.cb5 Der Springer b8 ist und bleibt das Problemkind bis zum Ende der Partie.
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> 10...d7
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> 11.c3N Vorgänger: 11.a3 h3 12.h3 h3 13.c1 c8 14.c8 c8 15.a1 Die typische Réti-Batterie. 15...bd7 16.c1 d8 17.c3 e8 18.d4 d5 19.d2 e6 20.c2 f8 21.c1 b6 22.e5 f6 23.d3 a3 24.a3 c4 25.c1 b6 1/2–1/2 (25) Hammond,A-Shephard,M London 1995
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> 11...h3 12.c1 g2 13.g2 h5? 14.b3 g4?? Mit der Idee ... Sf4+, aber das ist alles ziemlich durchsichtig.
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> 15.d5 e6 16.c4+– c4 17.e7 h8 18.g7 g7 19.c4 d8 20.c3 f6 21.c8 b6 22.b6 a7 23.d4 f7
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> 1–0
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> Kasparovs Kabinettstückchen, die entscheidende Partie der WM 1987 in Sevilla. Weiß musste gewinnen, um mit 12:12 auszugleichen und Weltmeister zu bleiben.
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> Kasparov, Garry (2740) - Karpov, Anatoly (2700)
> WM 1987 Sevilla (24), 18.12.1987
>
> 1.c4 e6 2.f3 f6 3.g3 d5 4.b3 e7 5.g2 0–0 6.0–0 b6 7.b2 b7 8.e3 bd7 9.c3 e4 Will abtauschen, Schwarz reicht ja ein Remis.
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> 10.e2!? Weiß behält Figuren.
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> =10.cd5; =10.e2
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> 10...a5 11.d3 f6 12.c2 b2 13.b2 d6 14.cd5 d5 15.d4 c5 16.fd1 Antizipiert eine Öffnung der d-Linie.
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> 16...c8 17.f4 f3 18.f3 e7 19.ac1 fd8 20.dc5 c5 21.b4! Xb6 bleibt schwach.
>
> 21...ab4 22.b4 a7 23.a3 f5 24.b1 d1 25.d1 c7 26.d3 h6 27.c1 e7 28.b5 f5 29.a4 d6 30.b1 a7 31.e5 a4 32.c8 c8 33.d1 Gleichzeitig behält Weiß auch den gegnerischen König im Visier.
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> 33.b5! h7 34.c6 a8 35.d3 f5 (35...g6 36.d7 g7 37.e5+–) 36.d8 c5 37.g2 (37.e8!+–) 37...a2 38.e5! (38.c8?? d3) 38...b2 39.f7 f6 40.h8 g6 41.g8!+– f7 42.h5+–
>
> 33...e7? 33...c5! 34.d8 h7 35.g2= (35.c8 a1 36.g2 e5)
>
> 34.d8 h7 35.f7 g6 36.e8 e7 37.a4 f7 38.e4 g8 39.b5 f8 40.b6 f6
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> Kann Weiß gewinnen?
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> 41.b5 e7 42.g2 g6 43.a5 g7 44.c5 f7 45.h4 h5?! 45...g7 Warten ist vielleicht besser.
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> 46.c6 e7 47.d3 f7 48.d6 g7 49.e4 g8 50.c4 g7 51.e5 g8 52.d6 g7 53.b5 g8 54.c6 a7 55.b4 c7 56.b7 d8 57.e5 a5 58.e8 c5 59.f7 h8 60.a4 d5 61.h2 c5 62.b3 c8 63.d1 c5 64.g2
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> 64.g2 b4 65.f3 c5 66.e4 b4 67.f3! (67.g6?? g6 68.g6 b7 69.h2 g2! 70.g2 Patt.) 67...d2 68.h3 b4 69.g6 g6 70.g6 h4 71.g2! Der Bh5 hebt das Patt auf.
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> 1–0
@Akbar2thegreat Vielen Dank! Ich habe die deutsche Sprache in meiner Jugend gelernt. Ich spreche es nicht fließend, aber ich kann problemlos Bücher und Artikel in deutscher Sprache lesen.
brillant job done by professor everyone will watch this and learn about double fianchetto.

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